Und
das Belohnungsessen zur Buchpremiere? Schwäbische Hausmannskost wie Maultaschen
und Spätzle oder eher auf venezianische Art sepiaschwarze Spaghetti und
Mezzalune?
WS:
Claudio hat eine Wette verloren.
CC:
Wie immer.
WS:
Er muss als Belohnungsessen eine Caponata kochen, und zwar so wie wir es im
Buch beschrieben haben.
CC:
Es ist ein Rezept aus meinem Dorf in Sizilien. Sehr aufwändig, weil jede
einzelne Zutat in einem eigenen Topf zubereitet werden muss. Erst später wird
alles vermischt und mit einem Löffel Honig…“
WS:
Hallo Claudio, verrate nicht alles.
Die
Venedig-Begeisterung unter den Schriftstellern reicht von Thomas Mann über
Joseph Brodsky bis zu Louis Begley. Was lieben Sie persönlich an Venedig?
CC:
Wir sind der Meinung, dass es Zeit ist, einen neuen, einen realistischeren
Blick auf Venedig zu werfen. Wir sind der extremen Romantisierung der Stadt ein
wenig überdrüssig geworden. Deshalb schreiben wir nicht so sehr über die
Faszination von alten Steinen, sondern über die Menschen, die dort wohnen.
WS:
Dazu verwenden wir einen doppelten Trick. Unsere Figur, Commissario Morello,
kommt von Sizilien nach Venedig. Er hat also den Blick von außen. Er hasst
Venedig vom ersten Tag an. Gleichzeitig gibt es jedoch auch eine
Übereinstimmung, die unserer Figur gar nicht so bewusst ist. Morello kommt von
einer Insel und geht auf eine Insel. Er versteht daher die Venezianer,
vielleicht sogar mehr als ihm lieb ist.
Was
macht Venedig für Sie zur idealen Krimi-Kulisse?
CC:
Es ist die Stadt
der hunderttausend Geheimnisse. Es gibt immer beides, das öffentliche und das
versteckte Venedig. Die Stadt ist wie ein Palazzo im Kleinen. Es gibt den öffentlichen
Zugang zur Straße hin mit hohen Türen, imponierenden Treppenaufgängen, teuren
Stoffen, Gemälden. Prachtvoll. Doch jedes Haus hat auch noch diesen kleinen
Ausgang zum Wasser. Durch diesen Ausgang kann man das Haus nachts ungesehen
verlassen und man kann auch ungesehen hineinschlüpfen. Manchmal wollen die Venezianer
gesehen werden, manchmal wollen sie nicht gesehen werden. Diesen speziellen
Doppelcharakter – den finden wir sehr interessant.
WS:
Nicht zu vergessen, die Lagune. Sie ist flach. Nicht überall schiffbar. Sie
wandelt sich fortwährend. Flucht ist scheinbar immer möglich. Doch nur, wenn
man sie so gut kennt wie Alvaro, der Schiffsführer von Morellos Polizeiboot.
Mit
welchem Plan haben Sie sich daran gemacht, Venedig, Ihr Revier zu erobern?
WS:
Wir vertrauen ganz
unserer Hauptfigur Morello. Wir sind außerdem überzeugt, dass es Zeit ist,
Venedig, vielleicht Italien insgesamt, mit anderen Augen zu sehen. Wir
Deutschen schwanken häufig zwischen zwei Extremen: Verklärung und Verachtung.
CC:
In Italien sagt man: die Deutschen lieben Italien und hassen die Italiener.
WS:
Also, wir werfen unseren neuen Blick mit Humor und großer Liebe zu unseren
Figuren.
CC:
Ja, ich bin total verliebt in Anna Klotze.